Erholung oder der Versuch einer Antwort (re:) auf die Schöpfung (creation)?
Sind wir noch in der Krise oder transformieren wir schon Richtung Wandel?
Und wenn wir uns im Wandel befinden, wohin wandeln wir?
Und aus welcher Kraft? Sind wir von der sozialen Kraft der Angst, der Sorge oder der Hoffnung getrieben?
mit Titus Eichenberger, Manuela Saurer, Marko Mijatovic, Rahel Zoë Buschor uvm.
sowie Hoffnungsforscher, Klimaaktivist:innen, Theolog:innen, Freiluftparlament, demokratie-migration, Verein Degrowth u.a.
Wir danken allen Mitwirkenden - Kunstschaffenden, Input-Gebenden und Besuchenden - für die inspirierenden, anregenden, erhellenden Diskussionen und Begegnungen, den Austausch, den Einsatz, die
Impulse, das gemeinsame Weggehen und Weiterwirken!
Es war nachhaltig und weiterführend.
Es war hoffnungsfroh.
Es war grossartig!
Eine künstlerische Auseinandersetzung in verschiedenen Disziplinen sowie Inputs von und Diskussionen mit Fachleuten aus Psychologie, Wirtschaft, Politik, Klima und Theologie
Wir fragen hoffnungsvoll: Krise? Wandel? Wohin? Und aus welchem Antrieb?
Ausstellung, Performances, Inputs, Diskussionspanels, "Hoffnungs-Werkstatt" u.a.:
FR 22. September 23
17.00 Uhr Vernissage & Performance der künstlerischen Werke
Einführungen mit den Kunstschaffenden und Carole Kambli (Kuratorin)
SA 23. September 23 - Kulturnacht Winterthur
18.00 Uhr Hoffnungs-Werkstatt für Familien
19.00 & 21.00 Uhr Gast: ESSE Musicbar mit dem Gitarristen Attila Vural
"Wandelnde Klangwelten"
SO 24. September 23 - "Unsere Hoffnung - unsere Ängste - unsere
Zukunft"
15.30 Uhr Input Andreas M. Krafft,
Hoffnungsforscher, anschliessend Suppe & Brot
FR 29. September 23 - "Wie gestalten wir das Zusammenleben mit
allen, die hier sind? Was bedeutet Teilhabe?"
19.00 Uhr
Input von MOBILE.Das Freiluftparlament von Anna Reinhold und Monika Imhof, demokratie-migration sowie Co-Kreation einer gesellschaftlichen Sehnsuchts-Utopie
SA 30. September 23 - "Wirtschaft ohne
Wachstum?
19.00 Uhr Input und Diskussion mit dem Verein
Degrowth Schweiz
SO 1. Oktober 23 - "Hoffnung in der Klimakrise?"
11.00 Uhr Brunch
13.30
Uhr Performance Rahel Zoë Buschor -> fällt wegen Krankheit aus
14.00 Uhr Input von Anna Näf, Klimaaktivistin/Theologin mit
Hoffnungs-Werkstatt
Die Thematik wird während knapp vier Wochen (Monat September) durch insgesamt vier Kunstschaffende unterschiedlicher Disziplinen im Sinne eines intermedialen Dialogfeldes bearbeitet. Ausgewählt wurden:
Titus Eichenberger, Beinwil a/See
Malerei titusart
Titus Eichenberger setzt sich seit langem mit dem Thema Wandel auseinander. Sei dies mit der Entwicklung der App «Fadepad», einem digitalen Zeichnungsprogramm, bei dem partizipativ digitale
Zeichnungen erstellt werden können, dessen Linien nach einer selbst definierten Zeit sich wieder auflösen. Oder «A shared vision» von 2003, wo er malerisch nach dem Zusammenhalt der Gesellschaft
fragt, nach Visionen in einer individualisierten und segregierten Welt.
Seine grossformatigen Arbeiten auf Leinwand lösen bei den Rezipient:innen unterschiedlichste subjektive
Empfindungen aus und wecken individuelle und gegenwärtige Hoffnungen, Ängste, Visionen und Wünsche.
Von der Form ausgehend, macht Titus Eichenberger mit seinen zeichnerisch malerischen Gesten Räume für Reflexion und Diskussion auf. Zwischen konkret und abstrakt wandelnd, sind seine dynamischen Malereien Manifestationen des Ephemeren, schwer zu packen und fixieren, stets sich wandelnd, verflüchtigend. Seine Arbeiten scheinen im Gleichgewicht, die Linien jedoch in steter Bewegung. Aktuelle Fragestellungen beeinflussen Eichenberger auf der Basis einer temporären Empfindung. Er benutzt diese als Filter, nicht jedoch als direkten Input oder Inhalt der Malerei. Diese erschliesst sich dem Betrachtenden sehr persönlich, in leiser Ahnung, oder trifft ihn wie ein Blitz. Eichenbergers Malerei ist präzis; sie hält uns etwas vor und fordert, sehend das Eigene mit der Kunst, mit dem Unbesprechbaren zu vermischen.
Ein malerischer Versuch, die Gesetze einer Welt, für die noch keine Zeichen existieren, ins Sichtbare zu übersetzen. Ambivalente Bilder zwischen Schönheit und Bedrohung, die verunsichern und gleichzeitig auch Zuversicht geben. Schlussendlich sind sie immer Projektionsflächen für Gedanken, Gespräche, Emotionen, die unsere Realität beeinflussen können.
Manuela Saurer, Basel
Installationen
Die Theaterwissenschafterin (lic.) beschäftigt sich mit gesellschaftlichen und sozialen Unwegsamkeiten, fragt nach Wegen des Zusammenlebens und sucht nach Hoffnungsschimmern.
Sie zeigt installative Raumexperimente, die Natürlichkeit und Künstlichkeit untersuchen, und wie sich diese – durchaus auch langsam und fast unmerklich - gegenseitig wandeln können. Dabei setzt sie sich mit der Vergangenheit und der Zukunft des Orts «Kunst im Depot» auf humorvolle, unerwartete Art auseinander.
Rahel Zoë Buschor, Zürich
Performance / Tanz
In ihrem Werkzyklus «Traces of Motion» fragt die Künstlerin nach den Spuren, die wir auf dieser Erde hinterlassen – Spuren in der Natur und Umwelt, Spuren im Leben
von Menschen, Tieren, Pflanzen, sichtbar wie unsichtbar. Und fordert uns auf, unsere eigenen Spuren zu reflektieren. In ihren Performances entstehen Bewegungsspuren, festgehalten durch
Materialien wie Farbe, Tinte, Lehm. Flüchtige Bewegungen und dessen Energien werden sichtbar, sie offenbaren neue Perspektiven und ungeahnte Aspekte der Bewegung.
Spuren sind Hoffnungsträger.
Konkret halten sie uns einen Spiegel vor.
Wir haben die Wahl.
Marko Mijatovic, Winterthur / Hamburg (ZH / D)
Objekt / Skulptur / nachhaltige Architektur grundstudio
Bühne, Unterschlupf, soziale Plattform oder Ruine? Im Rahmen des transdisziplinären Langzeitprojekts «Shared Space» wird untersucht, wie man sich das Publikum zum Ruinenhaften dieses Baus
verhält. Lässt sich diese Architektur neu beleben, durch künstlerische Interventionen, oder durch Menschen, Tiere, Pflanzen, die sie zum Habitat machen und in den Alltag integrieren?
Mijatovics Arbeiten sind geprägt von der Frage nach einem gemeinschaftlichen, sozialen und lebensbejahenden Zusammenleben in einer Welt mit begrenzten Ressourcen.
* "Unsere Hoffnung - unsere Ängste - unsere Zukunft"
Dr. oec. Andreas M. Krafft, Hoffnungsforscher
Gibt es denn noch Grund zur Hoffnung und wenn ja, was hält unsere Hoffnung am Leben? Wie wir in die Zukunft schauen, ob mit Hoffnung oder Angst, wird die Art und Weise bestimmen wie wir im Hier
und Jetzt denken und handeln. Die Ergebnisse des Hoffnungsbarometers skizzieren eine eher düstere Zukunft voller Krisen und zeigen die psychologischen Folgen solcher Zukunftsbilder auf. Die
Vergangenheit können wir nicht verändern, aber wir haben ein gemeinsames Interesse, eine gute und nachhaltige Zukunft zu gestalten. Was braucht es, damit die Flamme der Hoffnung für eine
lebenswerte gemeinsame Zukunft entfacht werden kann, ohne dass ein naiver Optimismus die aktuellen Probleme bagatellisiert und herunterspielt?
Andreas
Krafft doziert seit über 20 Jahren an der Universität St. Gallen (HSG) sowie an der freien Universität Berlin. Er ist akademischer Leiter des Hoffnungsbarometers, Ökonom und Fachmann für Sozialpsychologie von Organisationen und für Gesundheitsmanagement
(Salutogenese) sowie Geschäftsführer von MDS Management Development Services AG.
* "Was bedeutet Teilhabe?"
Anna Graber, MOBILE. das Freiluftparlament / Monika Imhof, demokratie-migration
Was bedeuten Wandel und soziale Hoffnung für Menschen mit Migrationsvorsprung? Welche Herausforderungen stellen sich damit für die Formen, wie wir Demokratie leben? Nach den Inputs von Anna
Reinhold und Monika Imhof wird in einem co-kreativen Prozess ein Sehnsuchtsort entworfen, der diese Fragen aufnimmt und für den Wandel hin zu einer postmigrantischen Gesellschaft mögliche Wege
skizziert.
"Alle, die hier sind, haben das recht, ihre Potenziale zu entwickeln und damit das Zusammenleben mitzugestalten." Mit diesem Satz Beginnt das MOBILE-Manifest "Recht auf Teilhabe". Anna Reinhold berichtet, wie es im Rahmen des Kunst- und Forschungsprojektes MOBILE. das Freiluftparlament entstand und wie der "Raum zwischen Kulturen" genutzt werden kann, um das Zusammenleben zu gestalten - mit allen, die hier sind. Monika Imhof gibt einen Einblick in das Projekt Demokratie und Migration in Winterthur.
* "Wirtschaft ohne Wachstum?"
Verein Degrowth Schweiz
Wie könnte eine nachhaltige Wirtschaft aussehen? Und was bedeutet ein gutes Leben für alle innerhalb planetarer Grenzen? Der Verein Degrowth Schweiz stellt die Forderung, menschliches Wohlergehen
über BIP-Wachstum(Bruttoinlandprodukt) zu stellen. Was unter einem gerechten und partizipativen Transformationsprozess hin zu einer Postwachstumsgesellschaft verstanden werden kann, erläutern
Vertreter:innen des Vereins.
Degrowth Schweiz verfolgt die Vision einer sozial-ökologisch
gerechten und wachstumsunabhängigen Schweiz. Unser Ziel ist eine zukunftsfähige Wirtschaft, die ein gutes Leben für alle ermöglicht.
* "Hoffnung in der Klimakrise"
Anna Näf, Klimaaktivistin / Theologin
«Der steigende Meeresspiegel steht mir bis zum Hals. Eine riesige Wolke von CO2-Emissionen benebelt meinen Blick auf die Zukunft. Ist es nicht naiv, mitten in der Klimakrise auf eine gute Zukunft zu hoffen?
In einem Impulsreferat zündet die Theologin und Klimaaktivistin Anna Näf ein paar Hoffnungsfunken. In der anschliessenden Hoffnungswerkstatt können diese individuell zu positiven Zukunftsvisionen geformt werden.»
Anna Näf hat in Zürich und Tübingen Theologie studiert und ist ordinierte reformierten Pfarrerin. Sie
ist in der Stadtkirche Winterthur als Jugendarbeiterin tätig, betreibt die Kolumne "Planet A" bei RefLab und engagiert sich bei Christian Climate Action.
Aufbauend auf dem Projektzyklus 2021 – 2022, der unter dem Titel «re:load» das Dazwischen oder den Zwischenhalt thematisierte, setzen wir für den Zyklus 2023/24 wiederum ein Schwerpunktthema, welches wir mit dem Titel «re:creation – Wandel und soziale Hoffnung» überschreiben. Unter dem Themenschwerpunkt kreisen wir gemeinsam mit den Kunstschaffenden die spürbaren gesellschaftlichen Bewegungen, Erneuerungen oder Umformungen ein. Kunst im Depot befragt unsere eigenen Rollen sowie die Rolle der Kunst in diesem schöpferischen Prozess.
Übergänge und Wandel
Wir leben in einer Epoche der vielfältigen Veränderungen, in der wir uns in diversen Passagen oder Übergangszonen von einem Zustand zum nächsten bewegen. Insbesondere wird der Wandel im Kontext sozialer Hoffnung künstlerisch untersucht und befragt: Wie zeigt sich der Wandel in der Gesellschaft, was sind seine Boten? Wie hängen Krisen und Wandel zusammen – geht jedem Wandel eine Krise voraus?
Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx meint, dass eine Krise erst dann ihr transformatives Potenzial entfalten kann, wenn sie zu einem Wandel wird. In diesem Sinne fokussieren wir bei «Kunst im Depot» im Jahr 2023 gezielt auf den Wandel im Sinne von einem „Unterwegs – sein“, als einen transformativen Prozess.
Das innere Bildreservoir als Kompass
Wir gehen davon aus, dass innere Bilder, Träume und Visionen Ausgangspunkt und Motivator für den Wandel darstellen. Astrid Lindgren beschreibt dies treffend: «Alles, was an Grossem in der Welt geschah, vollzog sich zuerst in der Vorstellung eines Menschen». Mit dieser Vorstellungskraft (die sich vom lateinischen Imago/Bild ableitet) ist ein Reservoir an inneren Bildern gemeint, mit denen wir uns während eines kreativen Prozesses verbinden, um daraus Neues zu schaffen.
Dr. Jos Schnurer erläutert in seinem Artikel «Ich heisse Hoffnung – Hoffnung als Utopie und Wirklichkeit», dass «Fantasie und Utopie zur Hoffnung gehören: Die Einbildungskraft als die produktive und schöpferische Fähigkeit, sich jenseits des Bekannten, Gewohnten und Überlieferten neue Entwicklungen vorstellen zu können und zu wagen […]. Und utopisches Denken, als Wegweiser für die Inspiration und einer Kraft, die geeignet ist die Realitäten dieser Welt zu beeinflussen, Zustände zu verändern, und dies immer mit dem Willen um Besseres und ohne auch nur für einen Augenblick die Menschenwürde aus den Augen zu lassen.»
Der Mensch im Wandel bedient sich einem inneren Kompass zur Orientierung, wie Lotta Ingold es nennt. Die Frage, was Zukunft von uns “braucht“, begleitet dabei unser äusseres Navigieren.
Innere Bilder und die Kraft, die uns in die Zukunft zieht, gestaltet also unser Vorwärtsgehen innerhalb von Übergängen von einem Zustand zum nächsten. Doch worauf ist unser innerer Kompass ausgerichtet? Welche Träume und Visionen prägen unser Handeln?
Der Soziologe und Philosoph Andreas Krafft stellt eine mögliche Antwort zur Verfügung: Laut ihm sind Angst, Sorge und Hoffnung soziale Kräfte, die den Menschen und dessen Träume antreiben und die damit auch die inneren Bilder im Hinblick auf die Zukunft prägen. (Interview zum «Hoffnungsbarometer» 2022 v. 15.1.22). Es ist entscheidend, von welcher sozialen Kraft wir unseren inneren Kompass beeinflussen lassen.